Dienstag, 4. Dezember 2012

Schneeflocken

Es schneit. Vor meinem Fenster tänzeln grosse und kleine Flöckchen wild durcheinander und fallen gemächlich in Richtung Erdboden. Doch sie bleiben dort nicht liegen. Ihre feinen Verästelungen lösen sich auf und alles was übrig bleibt ist eine vor Nässe schimmernde Oberfläche. Es ist still. Und still sind auch meine Gedanken. Sie rieseln leise und unbemerkt an meinem Fenster vorbei und bleiben nicht liegen. Sie verschwinden - sie lösen sich auf.
Winter in meinen Gedanken wäre ein Geschenk, denn schon zu lange herrscht gähnende Leere.  Vielleicht auch ein strömender Regenschauer, denn meine Gedanken sind wie weg gewaschen. Wenn ich daran denke, wie sich noch vor nicht sehr langer Zeit die Schneeberge in mir auftürmten und die prächtigsten Landschaften formte, so bin ich heute mehr als enttäuscht. Enttäuscht, dass meine Schneeflocken nicht liegen bleiben wollen. Sie schmelzen. Und einzufangen vermag ich sie nicht. Sobald die Hand danach ausgestreckt ist und eine Flocke darauf landet, ist sie auch schon Vergangenheit. Nichts weiter als ein flüchtiger Gedanke, der nicht eingefangen werden will. Der nie eingefangen werden kann. Ich kann sie nicht dazu bringen in meinen Händen zu verweilen, darum muss ich ihnen beim Fallen zusehen. Zusehen wie sie vergehen.
Einzig die Hoffnung bleibt, dass irgendwann einer der Flocken liegen bleibt. Und wer weiss, vielleicht entsteht aus einer Flocke eine Winterlandschaft. 

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