Freitag, 27. November 2009

Das Gewohnheitstier

Es ist Freitagabend und ich sitze hier. Hier vor meinem Laptop, den ich früher so liebte. Mit dem ich früher so viel Spass hatte. Wir sind durch dick und dünn gegangen, doch nun habe ich eine gewisse Abneigung gegen ihn entwickelt - wie gegen so Manches. Doch das spielt heute gar keine Rolle, denn ich habe nichts besseres zu tun, als hier zu sitzen und zu schreiben.
Es ist nicht lange her, da hatte ich jeden Freitagabend ein festes Programm. Unterhaltung. Etwas zu tun. Und heute ist es ganz anders. Erst jetzt merke ich, dass mir etwas fehlt. Nicht zwingend die Sache an sich, sondern einfach Irgendwas.
Ich bin zu einem Gewohnheitstier geworden. Immer dasselbe und am Besten zur gleichen Zeit. Trifft das nicht ein, so bin ich verwirrt. Ich irre durch die Gegend und weiss nicht, wo ich hin soll. Mein gesammter Rhytmus stellt sich auf den Kopf. Ich fühle mich wie ein eingesperrtes Tier, dass sich nach der grossen weiten Welt sehnt und versucht, sich zwischen den Gitterstäben durch zu zwängen.
Doch was mich nun mehr beschäftigt, ist das Dasein als Gewohnheitstier. Gibt es Leute, die aus diesem Rudel entkommen sind oder ist die Menschheit an sich zu nichts anderem fähig als das automatische Wiederholen von Abläufen? So scheint es leider - Zumindest bei mir. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals aus diesem Trott entkommen bin. Meine Tagesabläufe sind schon so routiniert geworden, dass es mir schwer fällt sie zu ändern. Alles hat seine Ordnung, auch wenn keine Ordnung vorhanden ist, alles seine Reihenfolge und jedes Detail seine Weise. Alles ist so eingefahren, dass es kein Platz für Veränderung gibt. Und doch, heute ist wohl der erste Schritt getan, nicht mehr nach Gewohnheiten zu handeln - zumindest nicht an Freitagabenden.

Dienstag, 17. November 2009

Dead end

Das Leben spielt seine Streiche mit uns. Da geht man jahrelang eine mit Häuser gesäumte Strasse entlang, da plätzlich erhebt sich eine unüberwindbare Mauer vor uns. Das da nun kein durchkommen mehr ist, wollen wir zuerst gar nicht glauben und rennen einige male dagegen, bevor wir merken, dass es wirklich keinen Sinn hat, es immer und immer wieder zu versuchen. Resigniert lassen wir uns nieder, verharren einen Moment. All die Mühen sollen umsonst gewesen sein?
Steht auf und blickt der Tatsache ins Gesicht - wir schauen nicht genügend weit voraus, als das wir die Mauer hätten sehen können. Sie hätte uns vermutlich schon lange auffallen sollen. Doch wir wollen sie gar nicht sehen. Wir fliegen lieber wie verirrte Fliegen gegen die Fensterscheibe, als den offenen Spalt zu suchen. Wir leben für den Augenblick, wie man es so schön zu sagen pflegt und nehmen das Dead end in kauf. Dass wir dabei vielleicht tot enden (nicht mit Sterben in verbindung bringen), lassen wir ausser betracht.
Es liegt wohl in der Natur des Menschen so zu handeln. Auch ich nenne mich nicht eine Ausnahme. Nur merke ich, wie ich nach einer Strickleiter suche, die in eines der Häuser hoch führt, damit ich der Sackgasse entkommen kann. Die Leute werden sich vielleicht nicht freuen, mich bei sich aufnehmen zu müssen, doch ich habe nichts zu verlieren - ausser mein Dead end.

Donnerstag, 12. November 2009

Von Gastgebern und dem Gastsein

Ich möchte mich als aller erstes für meine Abwesenheit entschuldigen. Ich war nun eine Weile versunken in den Worten. Worte derer, die mir die Wichtigsten Lebensgefährten sind - Die, die leise zu einem zu flüstern vermögen. Leider muss ich mich nun fragen, ob ich versucht habe, mich zwischen den Worten zu verstecken, sie bieten schliesslich genügend Raum für mich und sind die besten Gastgeber, die man sich vorstellen kann. Sie laden dich zu Kaffee und Kuchen ein und du vergisst die Zeit, während du mit ihnen ein kleines Schwätzchen hältst.
Es gefällt mir, Gast zu sein. Vor allem dann, wenn ich meine Gastgeber noch nicht kenne. Sie öffnen einem eine Tür in eine unbekannte Gedankenwelt und zeigen einem Dinge, die man noch nicht kannte, oder ungedachtes. Bevor ich nun eingeladen wurde, mochte ich vor allem die phantastischen Gastgeber. Jene, die dir Sagen, Märchen, Legenden und Unvorstellbares erzählen. Doch dann habe ich gemerkt, dass auch andere ganz gastfreundlich sein können, wie beispielsweise die ältere Fraktion der 50er. Ich habe mich also von ihnen einladen lassen und Gefallen an der Art dieser Gefährten gefunden. Nun bin ich der festen Überzeugung, dass es da draussen noch eine Unmenge von gastfreundlichen Gesellen gibt, die es zu besuchen gilt. Man sollte schliesslich keinen mit seiner Anwesenheit überstrapazieren. Es wird für ihn anspruchsvoll die Erwartngen zu erfüllen und für den Gast an sich, wird es nur langweilig.
Besser ist es also, so habe ich nun erfahren, sich bei möglichst Vielen einladen zu lassen und mit offenen Ohren ihren Worten zu lauschen.
Der einzige mehr oder minder negative Effekt dieser Erkenntnis, die auch ganz andere Aspekte des Lebens einnehmen kann, war wohl, dass meine Worte dabei vielleicht etwas zu kurz gekommen sind, weil ich ganz mit den Facetten des Gastseins beschäftigt war. Dies soll sich nun aber wieder etwas ändern, auch wenn ich weiterhin auf Besuch bei vielerlei Gastgebern sein werde.

Sonntag, 8. November 2009

Das Ende einer tiefgründigen Beziehung

Viele Tage verbringe ich damit, meine Nase zwischen den Seiten eines Buches zu versenken und darin abzutauchen. Es gibt solche, die ich verschinge, andere lese ich nur ganz bedächtig. Doch eines gestaltet sich immer gleich - Das Ende.
Ich gelange auf die letzte Seite eines Buches und erwarte sehnsüchtig die letzten prägenden Worte. Und dann ist er da. Der letzte Satz. Ihm widme ich ganz besonders viel Aufmerksamkeit, ohne es zu bemerken. Er wird mit einer unglaublichen Sorgfalt gelesen, in der schon die Trauer des Endes mitschwingt. Denn dieser letzte Satz bedeutet das Ende einer Beziehung mit dem Buch, der Geschichte und den Figuren, die man zu Beginn eingegangen ist. Man hat Abneigung oder Symphatien entwickelt, die Art und Weise des Schreibens zu schätzen gelernt und hat sich selbst mit den Themen und Gedanken befasst, die das Geschriebene behandeln. Man hat mit dem Buch gelacht, geweint, sich die Langeweile vertrieben, erlebt, was man nur mit Büchern zu erleben vermag. Und das alles endet durch diesen einen letzten Satz, von dem man von Anfang an weiss, dass es ihn gibt und dass er ohne Zweifel kommen wird. Und dannach folgt die Leere.

Doch mit der Leere folgen die Gedanken. Ich komme bei keinem Buch drum herum, die letzte Seite noch eine Weile anzustarren oder gar den Worten nachzufahren, während die letzten Worte noch einmal durch meine Gedanken huschen und sich darin einbrennen. Dann schliesse ich sorgfälltig das Buch, streiche über den Buchrücken, um es schliesslich langsam umdrehen, damit ich den Titel noch einmal lesen kann.
Es ist mir nie sonderlich aufgefallen, was ich da tue. Bis heute, als ich einmal mehr einen Roman zu Ende gelesen habe. Und da habe ich gemerkt, dass sich das als kleines, nennen wir es Ritual, festgesetzt hat. Es hat mich dazu gebracht, mich zu fragen, wie andere Leser das Ende eines Buches - einer tiefgründigen Beziehung - zellebrieren. Was verursacht dieses beinahe krankhafte Verhalten, ein Buch nach dem Ende noch anzustarren, als würde es eine neue Geschichte erzählen?

Doch trotz all diesen Bemühungen liegt eines fest - Das Ende steht geschrieben.

Samstag, 7. November 2009

Des Menschen masochistische Ader

Der Mensch ist eine seltsame Erfindung. Er kämpft sein Leben lang ums Überleben und quält sich doch immer selbst. Es sind meist ganz einfache Dinge, die ihn zum leiden bringen. Er verletzt sich nicht körperlich (auch wenn es das natürlich auch gibt), er treibt sich psychisch an den Rand des Wahnsinns. Jeder Mensch lechtzt unerreichbaren Zielen nach, hofft und liebt. Das Schlimmste, was er sich selbst jedoch zufügt, ist sein kontinuierlicher Drang, sich selbst zu bemitleiden. Er wältzt sich wie eine Sau im Dreck - und es gefällt ihm.
Sich immer wieder im Dreck hin und her zu kugeln, scheint für einige der pure Genuss zu sein. Sie geniessen es, von oben bis unten in der Scheisse zu stecken. Sie glauben, sie seien die Einzigen, die ihr Drecksloch haben und dass sie das Schönste haben. Dabei vergessen sie oft jene, denen es eigentlich zusteht, sich darin zu wälzen - die, denen es wirklich mies geht. Doch es sind oft jenau jene, die gar keinen Drang verspühren, sich wie alle andern im stinkenden Matsch zu drehen. Warum sollten sie? Es geht ihnen doch schon schlecht genug.

Ich frage mich, warum sich so viele Menschen selbst quälen, obwohl sie gar keinen Grund dazu haben. Wollen sie auch ein Stück von dem Kuchen abhaben, der eigentlich gar nicht schmeckt? Oder ist die Rasse Mensch nur ein Deckmantel für den eigentlichen Masochisten?

Mittwoch, 4. November 2009

Natürlicher Fluchtinstinkt

Gerade eben ist es wieder passiert. Ich komme nach Hause, denke an nichts böses, da höre ich im unteren Geschoss der Wohnung eine Stimme und schon beginnen alle Alarmglocken bei mir wie wild zu klingel, wobei ich das Gefühl habe, meine Ohren fallen ab. Doch das blende ich aus und versuche schnell Schutz zu finden. Irgendwo! Aber ich find keinen Ort, an dem ein ungewolltes Auftauchen nicht seltsam aussehen würde, falls es mir nicht gelingen sollte, mich vor den Blicken vollständig zu verbergen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu stellen, die Hand zu reichen und mein Gegenüber nett und mit einem gequälten Lächeln zu begrüssen. Mein Körper schreit nach Flucht, wie ein Reh, das sich vom Jäger verstecken will. Jedes Wort ist ein Wort zu viel. Ich habe Angst - Angst vor einem zu frühen Tod durch Langeweile, Gewalt, Aufdringlichkeit oder Schlimmerem. Ich frage mich, ob man mir ansieht, dass ich so schnell wie möglich weg will. Doch eigentlich ist es mir vollkommen gleichgültig - für mich zählt nur mein Überleben.
Dieser natürliche Fluchtinstinkt stellt sich in verschiedenen Momenten ein. Manchmal reicht ein Name oder ein Geruch, den man kennt. Oder aber wie in meinem Fall eine Stimme, die sich schon früh in mein Gehör gebrannt hat. Doch es ist gleich, wann er sich einstellt. Wichtig ist, dass man ihm vertraut und sich schnellstmöglich aus der Schusslinie begibt. Ansonsten droht man Opfer dieser fürchterlichen Gewalt zu werden.

Montag, 2. November 2009

Drückende Schuhe

Alle haben sie, alle brauchen sie. Die Leute, die uns verstehen und uns zur Seite stehen, mit uns lachen,weinen und uns manchmal zum verzweifeln bringen. Manche verstehen sich ungewollt darauf, einengend zu wirken. Sie drücken wie ein Schuh, der zu klein ist. Und wer schon einmal zu enge Schuhe anhatte, weiss was ich meine - Es tut weh.
Es gibt Schuhe, die hat man schon eine Eweigkeit an, obwohl sie drücken. Man blendet den Schmerz aus, weil sie einem einfach zu gut gefallen. Man hört nicht auf seine Füsse, die schon lange um Gnade schreien, weil sie Blasen gebildet haben. Man trägt sie jedoch weiter und erträgt den beinahe unerträglichen Schmerz. Aber irgendwann hält das auch der härteste Kerl nicht mehr aus und muss sich fragen, ob es sich lohnt, den Schuh an zu behalten. Vielleicht sollte man sie eine Weile ausziehen und irgendwann wieder anprobieren, um zu gucken, ob man sich das noch einmal antun möchte, einen Schuh an den Fuss zu stecken, der den Fuss zerquetscht. Es gibt so viele andere Schuhe, die einem auch noch gefallen können, denn die Vielfalt ist Grenzenlos: trendy, alt, klein, hoch, old fashion, bunt, schick, ledern, offen oder doch lieber sportlich. Für jeden Geschmack ist etwas zu finden und jeder Fuss findet etwas, dass passt. Ganz gut ist es natürlich, immer einige verschiedene Paare im Schuhschrank zu haben, zwischen denen man sich entscheiden kann. Schliesslich trägt jeder auch gerne mal einen engen oder drückenden Schuh, wenn der Anlass stimmt. Man darf nur nie vergessen, dass es irgendwann wieder beginnen wird, weh zu tun.
Entweder man lebt mit geschundenen Füssen, oder aber man stellt die Schuhe ab und zu zurück in den Schuhschrank, wo genügend andere Schuhe zur Auswahl stehen, die alle auch gerne getragen werden wollen.