Donnerstag, 31. Dezember 2009

Das Schicksal der Vorsätze


"2010 werde ich aufhören zu rauchen."
"Ich möchte 30 Kilo abnehmen."
"Ich werde mich voll und ganz auf meine berufliche Karriere konzentrieren."

Gute Vorsätze, wohin man auch hört. Kein Wunder, denn das neue Jahr beginnt bereits in wenigen Stunden. Wer noch keine guten Vorsätze hat, kommt spätestens jetzt ins grübeln. Doch für was sind sie gut, die guten Vorsätze?

Da nimmt man sich vor, mit dem Rauchen aufzuhören, wollte es aber doch schon seit einem halben Jahr aufgeben. Die 30 Kilo zuviel stören schon seit der Badesaison und die Karriere wartet schon lange auf einen Anstoss. Aber im nächsten Jahr wird alles besser und bis dahin läuft alles im Gewohnten Trott. Man verlässt sich schliesslich auf das nächste Jahr, denn dann wird alles besser.
Und dann wird alles gut. Man hält seine Vorsätze ein und wird ein glücklicherer Mensch. Dafür sind die Vorsätze schliesslich da!

So hätte man es gerne. In Wahrheit merkt man, dass man die tägliche Ration Qualm braucht um die Sorgen und den Stress aus der Seele zu brennen, dass das Fitnesscenter, das immer von gutaussehenden Blondinen und muskulösen Kerlen gut besucht ist, nicht zu einem nach Hause kommt und einem einen Arschtritt verpasst. Selbst die Karriere, die man in Gang bringen wollte, bleibt auf der Strecke, weil man zum Bowling eingeladen wurde und einfach gerne eine Auszeit einlegt, wenn der Tag zuende ist - man ist schliesslich kein Workoholic.
Wenn sich dann ganz leise das Gewissen hörbar macht, dann schaltet man eben die Musik oder den Fehrnseher lauter, ganz nach dem Motto:

Was du heut nicht kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen.

Das Jahr hat ohnehin 365 Tage, warum also alles sofort ändern? Wenn man alles gleich erledigt, was hat man denn dann das restliche Jahr noch zu erreichen?
Und so verstreichen 364 Tage, ohne eines der Ziele erreicht zu haben. Am 365 Tag (spätestens dann) nimmt man sich etwas Neues oder Unerreichtes vor - denn was wäre ein neues Jahr, ohne vorherbestimmtes Scheitern?

Somit wünsche ich allen einen guten Rutsch ins 2010 und ein frohes Scheitern!

Sonntag, 20. Dezember 2009

Oh du Schreckliche!

In vier Tagen ist Weihnachten und ich kann es jetzt schon nicht mehr sehen. Die ersten Auslagen von weihnachtlichem Dekoschnickschnack fand man bereits vor Halloween in den Geschäften, ein Muss für jeden Weihnachtsfanatiker, doch für mich, als bekennender Weihnachtsfeind, nichts mehr, als eine Katastrophe im Lamettakleid. Ich könnte mit Weihnachten leben, hätte ich nicht das Gefühl, dass das Fest der Liebe zu einer Geschenkpapierschlacht, begleitet von schrägem Gejaule und unvollständigen Texten (denn wer kann die Texte schon ganz?), verkommen ist.
Wie gesagt gehöre ich zu den Weihnachtsfeinden. Das liegt vor allem daran, dass ich eine ausgesprochen tüchtige aber liebenswerte Weihnachtsfanatikerin als Mutter habe. Es gibt scheinbar vier Weihnachtstypen (wobei ich mir sicher bin, dass man bestimmt noch weitere Typen finden kann):

  • Der Weihnachtsfanatiker, der erst aufblüht, wenn Weihnachten vor der Türe steht. Die Welt kann für diese Typen vor dem Fest nichts kitschig genug sein. Alles muss glänzen und glitzern, ein Tannenbaum muss schnellstmöglich her und reichlich behangen werden, Weihnachts-CD's müssen mindestens 15 Stück vorhanden sein und durchgehend gespielt werden, während die Weihnachtsbäckerei unerbittlich arbeitet.

  • Der Weihnachtsgeschenke-Sammelfreund liebt Weihnachten, denn da kann er die meisten Geschenke einheimsen. Für ihn gibt es nichts schöneres, als zu Weihnachten richtig schön beschenkt zu werden. Dafür nimmt er das ganze Tam-Tam in kauf, sogar die Lieder, die im Radio auf und ab gespielt werden, können ihm nichts anhaben, denn Weihnachten ist irgendwann auch vorbei. Leider müssen sie dann wieder ein volles Jahr warten, bis sie mit Geschenken überhäuft werden. Und darauf freuen sie sich schon jetzt.

  • Der Weihnachtsfeind betrachtet das ganze Fest von aussen. Er gibt sich keiner Weihnachts-Euphorie hin, wie die anderen Typen, und lässt sich auch nicht von anderen dazu hinreissen. Dies kann aus verschiedenen Gründen so sein. Entweder er hat jemanden des Weihnachtstypen der Kategorie 1 in der Familie, der andauernd an den Nerven knabbert, wie an einem Lebkuchenhäuschen, weil die Lichter noch nicht richtig hängen, die Kugeln unauffindbar sind, oder die Geschenke noch verpackt werden müssen, die der Weihnachtsfeind noch nicht einmal besorgt hat. Möglich ist aber auch, dass er einfach kein Freund von Geschenken ist. Er schenkt nicht gerne, bekommt aber auch nicht gerne ein Aufreisspacket zum Freuen oder so tun als ob. Er betrachtet das Fest als reine Geldmache und wünscht sich (wenn überhaupt) den eigentlichen Sinn des Festes zurück.

  • Der Zu-Weihnachten-bin-ich-so-alleine-Typ verfällt jedes Jahr aufs neue in eine Weihnachtsdepression, weil er sich alleine fühlt und nur allzugerne jemanden an seiner Seite hätte, mit dem er ganz besondere Weihnachtsgeschenke austauschen könnte (darauf eingehen möchte ich hier lieber nicht).


Diese verschiedenen Typen aller Kategorien tun sich jede Weihnachten zusammen (gewollt oder ungewollt), um das heilige Fest zu zelebrieren. So auch dieses Wochende. Und ich war dabei.
Ich habe also gerade den ersten Weihnachts-Geschenke-Feldzug hinter mich gebracht. Begonnen hat alles mit mir und drei weiteren erbitterten Sängerinnen, die versuchten, die Meute hungriger Geschenktbestreiter an den wahren Sinn Weihnachtens zu erinnern. Da auch wir die Texte nicht ganz zu singen vermochten, wurde von jedem Lied, das uns in den Sinn kam, die erste Strophe gesungen, gefolgt von eimer lalalalalatisierten Melodie. Jegliche Bemühung unserer Mission blieben erfolglos und endete mit dem Satz: "Papa, wann dürfen wir endlich die Geschenke auspacken?"
Das Rascheln des zerreisenden Papiers erfüllte von nun an den Raum, durchbrochen von erstaunten "Oh's" und "Ah's", erfreuten "Wow" und "Toll's", bishin zu kopfschüttelnden "Du bist ja verrückt's" (ganz egal ob nun gespielt oder echt). In dieser Zeit brannten die Kerzen des unbeachteten Tannenbaumes langsam und unbemerkt herunter. Einzig einige Weihnachtsfanatiker bewunderten den liebevoll geschmückten Nadelbaum, während sie ihre Auspackpäckchen verteilten, als könnten es sich die Päckchen anders überlegen und sich in Luft auflösen.
Als die Schlacht geschlagen war, zog man sich zur allgemeinen Stärkung zum vollen Buffet zurück. Was schlussendlich unter dem geschmückten Tannenbaum zurückblieb, war nur das obligaltorische Schlachtfeld aus Verpackungsmaterial und liegengelassenen (natürlich ausgepackten) Geschenken.

In diesem Sinne bleibt mir nur noch eines zu sagen: Oh du Schreckliche.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Sturm und Drang

"Der Mensch wird frei geboren, aber überall liegt er in Ketten.", sagte Rousseau und bringt damit das Gefühl einer ganzen Epoche zum Ausdruck. Und nicht nur jenes, nein, auch das meine. Ich habe immer wieder das Gefühl, in Ketten zu liegen. Und sie zu sprengen, zumindest einen Teil davon, erscheint mir erstrebenswert. Seit kurzer Zeit scheint dieses Bedürfnis stärker geworden zu sein, denn je. Deswegen fühle ich mich verpflichtet, es hier zu schildern, da ich glaube, dass ich nicht das einzige menschliche Wesen bin, das genau das empfindet.
Ich benenne dieses Gefühl, nach der Epoche Sturm und Drang, dessen Kernsatz jener Rousseaus ist. Warum ich ihn so nenne? Das will ich niemandem länger vorenthalten.
Es ist ein Drang, der in einem aufkommt, wenn man etwas wirklich will, es begehrt und es nicht ganz und gar unerreichbar scheint. Das Gefühl, etwas zu wollen und zwar sofort oder immerhin in absehbarer Zukunft. Es ist der Sturm, der in einem wütet und dem Leben einen Hauch der Frische, aber auch der Zerstörung gibt. Zerstörung, weil alles Gute auch etwas Schlechtes hat, somit auch die Erneuerung etwas zerstörerisches an sich haben muss. Alte Mauern müssen eingestürzt werden, um auf dessen Grund etwas Neues errichten zu können. Die Steine wieder aufeinander zu türmen braucht leider Zeit - Zeit, die man so schnell als möglich überbrücken möchte. Vielleicht könnte man es auch Sehnsucht nennen, würde es sich nicht irgendwie anders anfühlen. Doch was ist Sehnsucht schon im Vergleich zu Sturm und Drang?
Die Ketten zu lösen, unabhängig und frei zu sein, das ist es, was mein Sturm und Drang ist. Doch wie soll ich das bewerkstelligen? Leider sind meine Mittel dürftig, also werde ich mich noch eine Weile mit dem Sturm und Drang auseinandersetzen müssen - In Hoffnung die Ketten zu lösen.

Freitag, 27. November 2009

Das Gewohnheitstier

Es ist Freitagabend und ich sitze hier. Hier vor meinem Laptop, den ich früher so liebte. Mit dem ich früher so viel Spass hatte. Wir sind durch dick und dünn gegangen, doch nun habe ich eine gewisse Abneigung gegen ihn entwickelt - wie gegen so Manches. Doch das spielt heute gar keine Rolle, denn ich habe nichts besseres zu tun, als hier zu sitzen und zu schreiben.
Es ist nicht lange her, da hatte ich jeden Freitagabend ein festes Programm. Unterhaltung. Etwas zu tun. Und heute ist es ganz anders. Erst jetzt merke ich, dass mir etwas fehlt. Nicht zwingend die Sache an sich, sondern einfach Irgendwas.
Ich bin zu einem Gewohnheitstier geworden. Immer dasselbe und am Besten zur gleichen Zeit. Trifft das nicht ein, so bin ich verwirrt. Ich irre durch die Gegend und weiss nicht, wo ich hin soll. Mein gesammter Rhytmus stellt sich auf den Kopf. Ich fühle mich wie ein eingesperrtes Tier, dass sich nach der grossen weiten Welt sehnt und versucht, sich zwischen den Gitterstäben durch zu zwängen.
Doch was mich nun mehr beschäftigt, ist das Dasein als Gewohnheitstier. Gibt es Leute, die aus diesem Rudel entkommen sind oder ist die Menschheit an sich zu nichts anderem fähig als das automatische Wiederholen von Abläufen? So scheint es leider - Zumindest bei mir. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals aus diesem Trott entkommen bin. Meine Tagesabläufe sind schon so routiniert geworden, dass es mir schwer fällt sie zu ändern. Alles hat seine Ordnung, auch wenn keine Ordnung vorhanden ist, alles seine Reihenfolge und jedes Detail seine Weise. Alles ist so eingefahren, dass es kein Platz für Veränderung gibt. Und doch, heute ist wohl der erste Schritt getan, nicht mehr nach Gewohnheiten zu handeln - zumindest nicht an Freitagabenden.

Dienstag, 17. November 2009

Dead end

Das Leben spielt seine Streiche mit uns. Da geht man jahrelang eine mit Häuser gesäumte Strasse entlang, da plätzlich erhebt sich eine unüberwindbare Mauer vor uns. Das da nun kein durchkommen mehr ist, wollen wir zuerst gar nicht glauben und rennen einige male dagegen, bevor wir merken, dass es wirklich keinen Sinn hat, es immer und immer wieder zu versuchen. Resigniert lassen wir uns nieder, verharren einen Moment. All die Mühen sollen umsonst gewesen sein?
Steht auf und blickt der Tatsache ins Gesicht - wir schauen nicht genügend weit voraus, als das wir die Mauer hätten sehen können. Sie hätte uns vermutlich schon lange auffallen sollen. Doch wir wollen sie gar nicht sehen. Wir fliegen lieber wie verirrte Fliegen gegen die Fensterscheibe, als den offenen Spalt zu suchen. Wir leben für den Augenblick, wie man es so schön zu sagen pflegt und nehmen das Dead end in kauf. Dass wir dabei vielleicht tot enden (nicht mit Sterben in verbindung bringen), lassen wir ausser betracht.
Es liegt wohl in der Natur des Menschen so zu handeln. Auch ich nenne mich nicht eine Ausnahme. Nur merke ich, wie ich nach einer Strickleiter suche, die in eines der Häuser hoch führt, damit ich der Sackgasse entkommen kann. Die Leute werden sich vielleicht nicht freuen, mich bei sich aufnehmen zu müssen, doch ich habe nichts zu verlieren - ausser mein Dead end.

Donnerstag, 12. November 2009

Von Gastgebern und dem Gastsein

Ich möchte mich als aller erstes für meine Abwesenheit entschuldigen. Ich war nun eine Weile versunken in den Worten. Worte derer, die mir die Wichtigsten Lebensgefährten sind - Die, die leise zu einem zu flüstern vermögen. Leider muss ich mich nun fragen, ob ich versucht habe, mich zwischen den Worten zu verstecken, sie bieten schliesslich genügend Raum für mich und sind die besten Gastgeber, die man sich vorstellen kann. Sie laden dich zu Kaffee und Kuchen ein und du vergisst die Zeit, während du mit ihnen ein kleines Schwätzchen hältst.
Es gefällt mir, Gast zu sein. Vor allem dann, wenn ich meine Gastgeber noch nicht kenne. Sie öffnen einem eine Tür in eine unbekannte Gedankenwelt und zeigen einem Dinge, die man noch nicht kannte, oder ungedachtes. Bevor ich nun eingeladen wurde, mochte ich vor allem die phantastischen Gastgeber. Jene, die dir Sagen, Märchen, Legenden und Unvorstellbares erzählen. Doch dann habe ich gemerkt, dass auch andere ganz gastfreundlich sein können, wie beispielsweise die ältere Fraktion der 50er. Ich habe mich also von ihnen einladen lassen und Gefallen an der Art dieser Gefährten gefunden. Nun bin ich der festen Überzeugung, dass es da draussen noch eine Unmenge von gastfreundlichen Gesellen gibt, die es zu besuchen gilt. Man sollte schliesslich keinen mit seiner Anwesenheit überstrapazieren. Es wird für ihn anspruchsvoll die Erwartngen zu erfüllen und für den Gast an sich, wird es nur langweilig.
Besser ist es also, so habe ich nun erfahren, sich bei möglichst Vielen einladen zu lassen und mit offenen Ohren ihren Worten zu lauschen.
Der einzige mehr oder minder negative Effekt dieser Erkenntnis, die auch ganz andere Aspekte des Lebens einnehmen kann, war wohl, dass meine Worte dabei vielleicht etwas zu kurz gekommen sind, weil ich ganz mit den Facetten des Gastseins beschäftigt war. Dies soll sich nun aber wieder etwas ändern, auch wenn ich weiterhin auf Besuch bei vielerlei Gastgebern sein werde.

Sonntag, 8. November 2009

Das Ende einer tiefgründigen Beziehung

Viele Tage verbringe ich damit, meine Nase zwischen den Seiten eines Buches zu versenken und darin abzutauchen. Es gibt solche, die ich verschinge, andere lese ich nur ganz bedächtig. Doch eines gestaltet sich immer gleich - Das Ende.
Ich gelange auf die letzte Seite eines Buches und erwarte sehnsüchtig die letzten prägenden Worte. Und dann ist er da. Der letzte Satz. Ihm widme ich ganz besonders viel Aufmerksamkeit, ohne es zu bemerken. Er wird mit einer unglaublichen Sorgfalt gelesen, in der schon die Trauer des Endes mitschwingt. Denn dieser letzte Satz bedeutet das Ende einer Beziehung mit dem Buch, der Geschichte und den Figuren, die man zu Beginn eingegangen ist. Man hat Abneigung oder Symphatien entwickelt, die Art und Weise des Schreibens zu schätzen gelernt und hat sich selbst mit den Themen und Gedanken befasst, die das Geschriebene behandeln. Man hat mit dem Buch gelacht, geweint, sich die Langeweile vertrieben, erlebt, was man nur mit Büchern zu erleben vermag. Und das alles endet durch diesen einen letzten Satz, von dem man von Anfang an weiss, dass es ihn gibt und dass er ohne Zweifel kommen wird. Und dannach folgt die Leere.

Doch mit der Leere folgen die Gedanken. Ich komme bei keinem Buch drum herum, die letzte Seite noch eine Weile anzustarren oder gar den Worten nachzufahren, während die letzten Worte noch einmal durch meine Gedanken huschen und sich darin einbrennen. Dann schliesse ich sorgfälltig das Buch, streiche über den Buchrücken, um es schliesslich langsam umdrehen, damit ich den Titel noch einmal lesen kann.
Es ist mir nie sonderlich aufgefallen, was ich da tue. Bis heute, als ich einmal mehr einen Roman zu Ende gelesen habe. Und da habe ich gemerkt, dass sich das als kleines, nennen wir es Ritual, festgesetzt hat. Es hat mich dazu gebracht, mich zu fragen, wie andere Leser das Ende eines Buches - einer tiefgründigen Beziehung - zellebrieren. Was verursacht dieses beinahe krankhafte Verhalten, ein Buch nach dem Ende noch anzustarren, als würde es eine neue Geschichte erzählen?

Doch trotz all diesen Bemühungen liegt eines fest - Das Ende steht geschrieben.

Samstag, 7. November 2009

Des Menschen masochistische Ader

Der Mensch ist eine seltsame Erfindung. Er kämpft sein Leben lang ums Überleben und quält sich doch immer selbst. Es sind meist ganz einfache Dinge, die ihn zum leiden bringen. Er verletzt sich nicht körperlich (auch wenn es das natürlich auch gibt), er treibt sich psychisch an den Rand des Wahnsinns. Jeder Mensch lechtzt unerreichbaren Zielen nach, hofft und liebt. Das Schlimmste, was er sich selbst jedoch zufügt, ist sein kontinuierlicher Drang, sich selbst zu bemitleiden. Er wältzt sich wie eine Sau im Dreck - und es gefällt ihm.
Sich immer wieder im Dreck hin und her zu kugeln, scheint für einige der pure Genuss zu sein. Sie geniessen es, von oben bis unten in der Scheisse zu stecken. Sie glauben, sie seien die Einzigen, die ihr Drecksloch haben und dass sie das Schönste haben. Dabei vergessen sie oft jene, denen es eigentlich zusteht, sich darin zu wälzen - die, denen es wirklich mies geht. Doch es sind oft jenau jene, die gar keinen Drang verspühren, sich wie alle andern im stinkenden Matsch zu drehen. Warum sollten sie? Es geht ihnen doch schon schlecht genug.

Ich frage mich, warum sich so viele Menschen selbst quälen, obwohl sie gar keinen Grund dazu haben. Wollen sie auch ein Stück von dem Kuchen abhaben, der eigentlich gar nicht schmeckt? Oder ist die Rasse Mensch nur ein Deckmantel für den eigentlichen Masochisten?

Mittwoch, 4. November 2009

Natürlicher Fluchtinstinkt

Gerade eben ist es wieder passiert. Ich komme nach Hause, denke an nichts böses, da höre ich im unteren Geschoss der Wohnung eine Stimme und schon beginnen alle Alarmglocken bei mir wie wild zu klingel, wobei ich das Gefühl habe, meine Ohren fallen ab. Doch das blende ich aus und versuche schnell Schutz zu finden. Irgendwo! Aber ich find keinen Ort, an dem ein ungewolltes Auftauchen nicht seltsam aussehen würde, falls es mir nicht gelingen sollte, mich vor den Blicken vollständig zu verbergen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu stellen, die Hand zu reichen und mein Gegenüber nett und mit einem gequälten Lächeln zu begrüssen. Mein Körper schreit nach Flucht, wie ein Reh, das sich vom Jäger verstecken will. Jedes Wort ist ein Wort zu viel. Ich habe Angst - Angst vor einem zu frühen Tod durch Langeweile, Gewalt, Aufdringlichkeit oder Schlimmerem. Ich frage mich, ob man mir ansieht, dass ich so schnell wie möglich weg will. Doch eigentlich ist es mir vollkommen gleichgültig - für mich zählt nur mein Überleben.
Dieser natürliche Fluchtinstinkt stellt sich in verschiedenen Momenten ein. Manchmal reicht ein Name oder ein Geruch, den man kennt. Oder aber wie in meinem Fall eine Stimme, die sich schon früh in mein Gehör gebrannt hat. Doch es ist gleich, wann er sich einstellt. Wichtig ist, dass man ihm vertraut und sich schnellstmöglich aus der Schusslinie begibt. Ansonsten droht man Opfer dieser fürchterlichen Gewalt zu werden.

Montag, 2. November 2009

Drückende Schuhe

Alle haben sie, alle brauchen sie. Die Leute, die uns verstehen und uns zur Seite stehen, mit uns lachen,weinen und uns manchmal zum verzweifeln bringen. Manche verstehen sich ungewollt darauf, einengend zu wirken. Sie drücken wie ein Schuh, der zu klein ist. Und wer schon einmal zu enge Schuhe anhatte, weiss was ich meine - Es tut weh.
Es gibt Schuhe, die hat man schon eine Eweigkeit an, obwohl sie drücken. Man blendet den Schmerz aus, weil sie einem einfach zu gut gefallen. Man hört nicht auf seine Füsse, die schon lange um Gnade schreien, weil sie Blasen gebildet haben. Man trägt sie jedoch weiter und erträgt den beinahe unerträglichen Schmerz. Aber irgendwann hält das auch der härteste Kerl nicht mehr aus und muss sich fragen, ob es sich lohnt, den Schuh an zu behalten. Vielleicht sollte man sie eine Weile ausziehen und irgendwann wieder anprobieren, um zu gucken, ob man sich das noch einmal antun möchte, einen Schuh an den Fuss zu stecken, der den Fuss zerquetscht. Es gibt so viele andere Schuhe, die einem auch noch gefallen können, denn die Vielfalt ist Grenzenlos: trendy, alt, klein, hoch, old fashion, bunt, schick, ledern, offen oder doch lieber sportlich. Für jeden Geschmack ist etwas zu finden und jeder Fuss findet etwas, dass passt. Ganz gut ist es natürlich, immer einige verschiedene Paare im Schuhschrank zu haben, zwischen denen man sich entscheiden kann. Schliesslich trägt jeder auch gerne mal einen engen oder drückenden Schuh, wenn der Anlass stimmt. Man darf nur nie vergessen, dass es irgendwann wieder beginnen wird, weh zu tun.
Entweder man lebt mit geschundenen Füssen, oder aber man stellt die Schuhe ab und zu zurück in den Schuhschrank, wo genügend andere Schuhe zur Auswahl stehen, die alle auch gerne getragen werden wollen.

Samstag, 31. Oktober 2009

Schattenpfade

Es gibt so viele Momente im Leben, in denen man verletzt wird, sich schlecht fühlt, denkt, man sei für alles Übel verantwortlich und Momente in denen man einfach nicht mehr weiter weiss. Doch mit diesen Momenten ist es leider noch nicht vorbei. Die Erinnerungen und Gedanken daran bleibt länger, als nur einen Augenblick. Man trägt sie mit sich mit und verliert sich immer wieder in ihnen. Das Leben - ein Labyrinth aus Erinnerungen und Gefühlen.
Man verirrt sich in dem Labyrinth und bringt durch einen vergessenen Pfad wieder alte Erinnerungen zum vorschein, die man längst vergessen wollte. Man hat sie so gut es geht von den gern beschrittenen Pfaden versteckt und dennoch findet man sie immer wieder, ohne sie gesucht zu haben. Sind sie erst wieder freigelegt, verfolgen sie denjenigen wie ein dunkler Schatten, den man nicht mehr los wird. Man versucht ihn abzuschütteln, aber wer, ausser Peter Pan, hat es je geschafft, seinen eigenen Schatten weg zu sperren? Das einzige was man tun kann ist warten. Warten, dass er an Substanz verliert, verschwimmt und irgendwann übersehen werden kann. Und doch wird er immer da sein, auch wenn er ungesehen bleibt.
So frage ich, warum kann es kein Leben ohne Schatten der Vergangenheit geben? Bestimmt, nicht solange man im ewigen Labyrinth herumirrt. Man müsste sicherlich das Leben zu einem einzelnen leerern Raum machen, den man täglich neu füllen kann. Die Schatten der Tage würden stets verschwinden, bevor man sie wiederfinden kann und jedersmal, wenn man den Raum neu füllt, erleuchtet er in neuen Farben. Aber welche Mühe es kosten würde jeden Tag einen neuen Raum zu kollorieren...

Ein Labyrinth das Schatten wirft ist ganz bestimmt einfacher. Darum wird sich auch nichts daran ändern - Wir werden regelmässig an die Vergangenheit erinnert werden. Ob es uns gefällt oder nicht.

Freitag, 30. Oktober 2009

Von Rolltreppen und dem Leben

Es gibt Momente im Leben, da glaubt man alles erreichen zu können. Man steigt die Karriereleiter hoch und glaubt beinahe, man ist oben angelangt. Man hat sich Spross für Spross hoch gekämpft und ist sich sicher, dass dies sich bezahlt macht und man die Ziele, die man sich im Leben gestellt hat erreicht. Und da Mama immer gesagt hat, man soll nur mit dem Fahrrad fahren, wenn man einen Helm auf hat, hat man natürlich auch versucht, sich beim Aufstieg irgendwie zu sichern. Doch das hilft nichts, wenn sich die Leiter plötzlich als deffekte Rolltreppe entpuppt.
Jegliche Sicherung reisst ob ihrer gewaltigen Kraft. Man fährt gen Erdgeschoss. Oder aber sie fährt hoch und man glaubt alles geschenkt zu bekommen. Doch auch dann, wenn man es nichterwartet, ändert sie plötzlich die Richtung. Es geht rasant abwärts. Im ersten Moment ist man womöglich gar nicht nicht imstande dies zu realisieren. Und ist man endlich wieder fähig zu reagieren, da ist man schon ein Stück weiter gesunken. Man versucht noch während der Abfahrt vergebens wieder hoch zu steigen, da merkt man, dass man schon sein ganzes Leben ein Teil der Rolltreppe war und ihrem Spiel nichts entgegenzusetzen hat - Man ist ihren Launen ausgeliefert.
Es ist möglich, dass sie anhält, oder sogar wieder die Richtung wechselt und man in Richtung Obergeschoss gefahren wird...

Irgendwann wechselt sie bestimmt die Richtung - aber ganz bestimmt nicht dann, wenn man es erwartet.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Heer der Müdigkeit

Ein Phänomen, das ich immer wieder bei mir beobachten kann, ist das schlagartige Auftauchen der Müdigkeit. Meist tritt sie in den unpassensten Momenten auf, als wolle sie mich möglichst schmerzhaft darauf aufmerksam machen, dass ich ihr den Zehnt, den ich ihr regelmässig abzugeben habe, nicht gezahlt habe. Sie schickt ihre Spione, um den passenden (oder eben den unpassenden) Moment ausfindig zu machen, in dem sie zuschlagen kann. Diese Spione verrichten ihre Arbeit sehr gewissenhaft, und es gibt kaum Situationen, in denen sie ihre Deckung verlieren. Falls sie es dennoch schaffen aufzufliegen, können sie ganz einfach eliminiert werden, mit einigen Ablenkungsmanövern. Manchmal sind sie aber zu standhaft oder fliehen mit den brauchbaren Informationen. Sie eilen zu ihrem König - dem Schlaf - und teilen ihm mit, wann er sein Heer aus Müdmachern schicken soll. Gesagt, getan. Sein fieses Heer macht sich auf den Weg und kündigt sich mit lautem Gähnen an. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich zu verteidigen wissen muss. Einige Leute schwören, dass Kaffee die unbesiegbare Waffe im Kampf gegen die Müdigkeit ist. Ich jedoch habe noch immer keine Waffe gefunden, die es mit den unbesiegbaren Methoden des Heers aufnehmen kann. Die Recken setzen sich dreist auf meine Augenlieder, stellen sich zwischen mich und mein Denkvermögen und bringen meinen Körper zum ermatten. Ich bin nicht gewappnet gegen solche Art von Kampf, auch wenn ich langsam wissen sollte, dass ich den Kampf aufnehmen muss...

Und jetzt ist der beste Augenblick dafür, denn sie sind bereits im Anmarsch!

Ach was solls.. nächstes Mal.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Krea-Tief

Für den heutigen Post hatte ich mir etwas tolles vorgenommen. Ich hatte so viele Ideen, dass ich mich kaum für eine entscheiden konnte. Doch schlussendlich musste ich das gar nicht. Denn keine dieser Ideen konnte ich nur ansatzweise umsetzen. Frustrierend.

Ich komme mir vor wie Dornröschen, die darauf wartet, dass ihr Prinz sich einen Weg durch das dichte Rosendorngestrüpp schlägt, und sie sanft aus dem unendlichen Schlaf küsst. Doch mit einem klitzekleinen Unterschied - Ich warte nicht auf den Prinzen, sondern auf die Muse, die mich aus meinem Krea-Tief küsst. Aber ich sehe in meinem Dorngestrüpp kein Durchkommen. Die arme Muse tut sich sicher schwer daran, den Weg zu mir zu finden. Oder aber, sie hat sich in den Dornen verfangen und die letzten vergeblichen Hilferufe werden ungehört bleiben. Innerhalb von kürzester Zeit hat sich das Unkraut um mich herum verbreitet, sich hoch gezogen und verdichtet - Ich frage mich nur, wer den Garten gedüngt hat. Meine Muse war bestimmt gerade auf dem Weg zu mir, als das Gestrüpp aus dem Erdboden schoss. Das wird ihr letzter Gang gewesen sein. Nein, solch ein Schicksal soll sie nicht erlitten haben, also sollte ich das Problem besser irgendwo anders suchen. Und was bietet sich da besser an als der Sündenbock Nr. 1 - die Wirtschaftskiese. Der Musen-Verein musste, wie so viele andere Unternehmen, bestimmt auch einige seiner Angestellten entlassen. Klar, dass sie mit ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen, wenn auf jede Muse einige hundert Leuten kommen. Bestimmt hat auch meine einfach zu viel zu tun und kommt deshalb nur dann vorbei, wenn ich in meinem Bett liege und nicht mehr nach einem Stift greifen kann, anstatt dann vorbeizuschauen, wenn ich gerade beginnen möchte, etwas zu Papier zu bringen. Und das scheint nicht nur mir so zu gehen. Das Krea-Tief breitet sich unaufhaltsam aus und macht vor keinem Halt. Es scheint fast eine Krankheit zu sein, für die es keinen Impfstoff gibt. Sie braucht auch gar nicht übertragen zu werden – Sie sucht sich ihre Opfer selbst aus. Sie ist zu einem Massenmörder der Lyrik, Poesie und Kunst geworden und sie schreckt vor nichts und niemandem zurück. Sie hat kein Erbarmen. Für uns betroffene gibt es nur noch die Hoffnung, dass sich das Krea-Tief verzieht...


...oder auch nicht.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Der Deckelsalat

Mein Leben steht Kopf, meine Gedanken tanzen Discofox, meine Laune spielt Ping-Pong und meine Gefühle sind eine Runde spazieren gegangen - Es läuft also alles wie gewohnt. Ich habe geglaubt, dass mich nichts aus diesem Trott brächte und mich zur Raserei treiben würde. Doch da habe ich die Rechnung ohne die Leute gemacht, die glauben, dass jeder Topf einen Deckel braucht.
Es gibt doch auch Gefässe ohne Deckel! Ich beispielsweise sehe mich als ausserordentlich gut funktionierende Schüssel an. Man kann was hinein geben, was hinaus nehmen und das ganz ohne Bedenken. Man kann sogar Dinge darin mischen. Ganz unverschämt werden ist natürlich auch möglich, beispielsweise wenn zwei, drei oder noch mehr nicht Zueinanderpassendes darin vermängt - Erdnussbutter und Salatsauce, mit Haferflocken und Sojamilch, oder was einem sonst so unter die Finger kommt. Die Schüssel kommt zum Einsatzt, hat ihre Freude dabei und wird anschliessend einfach wieder ausgewaschen - gut ist. Aber guckt euch nun bitte die Töpfe an, die einen Deckel haben. Immer wieder versucht man einen passenden zu finden. Man glaubt ihn gefunden zu haben, verschliesst den Topf damit und lässt alles eine Weile stehen. Wenn man dann wieder rein guckt, merkt man, dass der Inhalt schlecht geworden ist, weil der Deckel doch nicht der war, der auf das Töpfchen passt. Also beginnt man nochmals von vorne. Aber wieder einen Deckel zu finden, der einigermassen passt, ist schwer. Es gibt Leute, die nicht einschätzen können, ob der Deckel passt. Sie probieren ihn aus und wenn sie merken, dass er doch nicht passt, werfen sie ihn wieder in den Deckelsalat, um sich den nächsten zu fischen. Ob der dann passt ist und bleibt fraglich.

Topf-Deckel, Deckel-Topf - oder doch lieber eine Schüssel?

Ich bleibe dabei. Eine Schüssel hat ein 'erfüllteres' Leben vor sich, als ein Topf. Das scheint mir aber niemand glauben zu wollen. Oder warum werde ich immer wieder nach meinem Deckel gefragt? Man könnte dies selbstverständlich überhören, - doch wenn der ganze Geschirrschrank danach fragt, kann man nur hoffen, dass man schon bald wieder in den Geschirrspühler gestellt wird.

Montag, 26. Oktober 2009

Der Blogfish ist ins Netz gegangen!

Endlich, mein eigener Blog. Ich habe mir schon vor sehr langer Zeit vorgenommen, meinen eigenen Blog zu eröffnen, um meine Gedanken, Meinungen und Sonstiges der Welt zu berichten. Mir Gehör zu verschaffen. Kreativ zu sein, auch wenn ich in einem Krea-Tief sitze. Und natürlich Rückmeldungen und eigene Meinungen zu einem Thema oder Post zu bekommen. Doch da war etwas, das mich immer und immer wieder davon abgehalten hat - Die unendliche Weite des Internets.
Das Internet - Ein Meer voller Fische, die nur darauf warten, an Land gezogen zu werden. Ein überfülltes Aquarium in dem sich die Bewohner auf engstem Raum zusammendrängen, sich gegenseitig das Fressen wegschnappen und die Fetzen fliegen lassen. Wo soll denn da noch Platz für meinen winzigen Blogfish sein? Natürlich ohne dass er von einem riesigen Bloggerhai gefressen wird, noch bevor er zu seiner vollen Grösse herangewachsen ist.
Ich hatte also Angst um meinen kleinen Schützling und habe mich deswegen auch dagegen entschieden, ihn ins weite Meer zu entlassen. Doch mit dieser Entscheidung war er unglücklicher denn je. Und ich genauso. Also habe ich es doch noch gewagt und ihn ins Meer geworfen. Ihn den Haien zum Frass vorgeworfen, in der Hoffnung, dass er einem interessierten Leser ins Netz geht.