Sonntag, 20. Dezember 2009

Oh du Schreckliche!

In vier Tagen ist Weihnachten und ich kann es jetzt schon nicht mehr sehen. Die ersten Auslagen von weihnachtlichem Dekoschnickschnack fand man bereits vor Halloween in den Geschäften, ein Muss für jeden Weihnachtsfanatiker, doch für mich, als bekennender Weihnachtsfeind, nichts mehr, als eine Katastrophe im Lamettakleid. Ich könnte mit Weihnachten leben, hätte ich nicht das Gefühl, dass das Fest der Liebe zu einer Geschenkpapierschlacht, begleitet von schrägem Gejaule und unvollständigen Texten (denn wer kann die Texte schon ganz?), verkommen ist.
Wie gesagt gehöre ich zu den Weihnachtsfeinden. Das liegt vor allem daran, dass ich eine ausgesprochen tüchtige aber liebenswerte Weihnachtsfanatikerin als Mutter habe. Es gibt scheinbar vier Weihnachtstypen (wobei ich mir sicher bin, dass man bestimmt noch weitere Typen finden kann):

  • Der Weihnachtsfanatiker, der erst aufblüht, wenn Weihnachten vor der Türe steht. Die Welt kann für diese Typen vor dem Fest nichts kitschig genug sein. Alles muss glänzen und glitzern, ein Tannenbaum muss schnellstmöglich her und reichlich behangen werden, Weihnachts-CD's müssen mindestens 15 Stück vorhanden sein und durchgehend gespielt werden, während die Weihnachtsbäckerei unerbittlich arbeitet.

  • Der Weihnachtsgeschenke-Sammelfreund liebt Weihnachten, denn da kann er die meisten Geschenke einheimsen. Für ihn gibt es nichts schöneres, als zu Weihnachten richtig schön beschenkt zu werden. Dafür nimmt er das ganze Tam-Tam in kauf, sogar die Lieder, die im Radio auf und ab gespielt werden, können ihm nichts anhaben, denn Weihnachten ist irgendwann auch vorbei. Leider müssen sie dann wieder ein volles Jahr warten, bis sie mit Geschenken überhäuft werden. Und darauf freuen sie sich schon jetzt.

  • Der Weihnachtsfeind betrachtet das ganze Fest von aussen. Er gibt sich keiner Weihnachts-Euphorie hin, wie die anderen Typen, und lässt sich auch nicht von anderen dazu hinreissen. Dies kann aus verschiedenen Gründen so sein. Entweder er hat jemanden des Weihnachtstypen der Kategorie 1 in der Familie, der andauernd an den Nerven knabbert, wie an einem Lebkuchenhäuschen, weil die Lichter noch nicht richtig hängen, die Kugeln unauffindbar sind, oder die Geschenke noch verpackt werden müssen, die der Weihnachtsfeind noch nicht einmal besorgt hat. Möglich ist aber auch, dass er einfach kein Freund von Geschenken ist. Er schenkt nicht gerne, bekommt aber auch nicht gerne ein Aufreisspacket zum Freuen oder so tun als ob. Er betrachtet das Fest als reine Geldmache und wünscht sich (wenn überhaupt) den eigentlichen Sinn des Festes zurück.

  • Der Zu-Weihnachten-bin-ich-so-alleine-Typ verfällt jedes Jahr aufs neue in eine Weihnachtsdepression, weil er sich alleine fühlt und nur allzugerne jemanden an seiner Seite hätte, mit dem er ganz besondere Weihnachtsgeschenke austauschen könnte (darauf eingehen möchte ich hier lieber nicht).


Diese verschiedenen Typen aller Kategorien tun sich jede Weihnachten zusammen (gewollt oder ungewollt), um das heilige Fest zu zelebrieren. So auch dieses Wochende. Und ich war dabei.
Ich habe also gerade den ersten Weihnachts-Geschenke-Feldzug hinter mich gebracht. Begonnen hat alles mit mir und drei weiteren erbitterten Sängerinnen, die versuchten, die Meute hungriger Geschenktbestreiter an den wahren Sinn Weihnachtens zu erinnern. Da auch wir die Texte nicht ganz zu singen vermochten, wurde von jedem Lied, das uns in den Sinn kam, die erste Strophe gesungen, gefolgt von eimer lalalalalatisierten Melodie. Jegliche Bemühung unserer Mission blieben erfolglos und endete mit dem Satz: "Papa, wann dürfen wir endlich die Geschenke auspacken?"
Das Rascheln des zerreisenden Papiers erfüllte von nun an den Raum, durchbrochen von erstaunten "Oh's" und "Ah's", erfreuten "Wow" und "Toll's", bishin zu kopfschüttelnden "Du bist ja verrückt's" (ganz egal ob nun gespielt oder echt). In dieser Zeit brannten die Kerzen des unbeachteten Tannenbaumes langsam und unbemerkt herunter. Einzig einige Weihnachtsfanatiker bewunderten den liebevoll geschmückten Nadelbaum, während sie ihre Auspackpäckchen verteilten, als könnten es sich die Päckchen anders überlegen und sich in Luft auflösen.
Als die Schlacht geschlagen war, zog man sich zur allgemeinen Stärkung zum vollen Buffet zurück. Was schlussendlich unter dem geschmückten Tannenbaum zurückblieb, war nur das obligaltorische Schlachtfeld aus Verpackungsmaterial und liegengelassenen (natürlich ausgepackten) Geschenken.

In diesem Sinne bleibt mir nur noch eines zu sagen: Oh du Schreckliche.

2 Kommentare:

  1. Weihnachten mag schrecklich sein, dieser Text dagegen ist toll. Gut gelungen. Ach ja, ich verkoerpere noch einen weiteren Weihnachtstyp: der Weihnachtsvielfrass. Jetzt, nach der Schlemmerei hat der Vielfrass ein postweihnaechtliches, schlechtes Gewissen, was in einer Vielzahl von Vorsaetzen fuer das neue Jahr endet. Dabei kann man mit Vorsaetzen sicherstellen, dass man scheitert. Ich wuensche den Lesern einen guten Rutsch und nehmt euch keine Vorsaetze!

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  2. Danke vielmals! =) Das höre ich natürlich gerne und das streichelt meine von Kritik geschundene Seele. ;) (Nene ich bin kein Kritikerfeind, wenn man das jetzt denken könnge. Ich mag Kritik^^ davon nimmt man schliesslich immer was mit.)

    Ja, der Weihnachtsvielfrass^^ Gut dass du den ergänzt! Er ist womöglich auch ein ganz wichtiger Weihnachtstyp, ohne den die Weihnachtsgeschenke-Sammelfreunde wohl die Oberhand über das Fest gewinnen würden. Es würde nicht einmal mehr ein gutes Essen im Übermass geben, weil all das Geld in Geschenke fliessen würde.
    Schlechtes Gewissen brauchst du dir also nicht machen, auch nicht wegen ein/zwei Kilo mehr auf der Waage.

    Mir scheint, als ob du gerochen hast, um was sich mein nächster Eintrag handeln würde!

    Da es hier unter dem Leserkommentar so schön passend erscheint (auch wenn der Post noch von Weihnachten ist), wünsche ich allen einen guten Rutsch ins 2010. Und alle die sich gegen den Rat von Andreas Vorsätze nehmen: Viel Glück/Frohes Scheitern

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