Donnerstag, 3. Dezember 2009

Sturm und Drang

"Der Mensch wird frei geboren, aber überall liegt er in Ketten.", sagte Rousseau und bringt damit das Gefühl einer ganzen Epoche zum Ausdruck. Und nicht nur jenes, nein, auch das meine. Ich habe immer wieder das Gefühl, in Ketten zu liegen. Und sie zu sprengen, zumindest einen Teil davon, erscheint mir erstrebenswert. Seit kurzer Zeit scheint dieses Bedürfnis stärker geworden zu sein, denn je. Deswegen fühle ich mich verpflichtet, es hier zu schildern, da ich glaube, dass ich nicht das einzige menschliche Wesen bin, das genau das empfindet.
Ich benenne dieses Gefühl, nach der Epoche Sturm und Drang, dessen Kernsatz jener Rousseaus ist. Warum ich ihn so nenne? Das will ich niemandem länger vorenthalten.
Es ist ein Drang, der in einem aufkommt, wenn man etwas wirklich will, es begehrt und es nicht ganz und gar unerreichbar scheint. Das Gefühl, etwas zu wollen und zwar sofort oder immerhin in absehbarer Zukunft. Es ist der Sturm, der in einem wütet und dem Leben einen Hauch der Frische, aber auch der Zerstörung gibt. Zerstörung, weil alles Gute auch etwas Schlechtes hat, somit auch die Erneuerung etwas zerstörerisches an sich haben muss. Alte Mauern müssen eingestürzt werden, um auf dessen Grund etwas Neues errichten zu können. Die Steine wieder aufeinander zu türmen braucht leider Zeit - Zeit, die man so schnell als möglich überbrücken möchte. Vielleicht könnte man es auch Sehnsucht nennen, würde es sich nicht irgendwie anders anfühlen. Doch was ist Sehnsucht schon im Vergleich zu Sturm und Drang?
Die Ketten zu lösen, unabhängig und frei zu sein, das ist es, was mein Sturm und Drang ist. Doch wie soll ich das bewerkstelligen? Leider sind meine Mittel dürftig, also werde ich mich noch eine Weile mit dem Sturm und Drang auseinandersetzen müssen - In Hoffnung die Ketten zu lösen.

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