Freitag, 1. Januar 2010

Ein Albtraum auf vier Beinen

Matteus, so heisst der Albtraum, den meine Mutter ins Haus brachte. Matteus ist nicht etwa ein gutaussehender junger Mann, nein, Matteus ist ein robuster und äusserst hartnäckiger Schreibtisch, den sie bei IKEA erwarb.
Nachdem sie ihn, den schweren Matteus, in Form von hundert Einzelteilen, verpackt in einem Karton, nach Hause gefahren hatte, wurde er durch die geballte Kraft zweier Männer in den dritten Stock gehieft, worauf die beiden sich schnell aus dem Staub machten.
Und hier komme ich zum Einsatz. Ich befreie den eingepferchten Matteus von seinem überflüssigen Karton und vor lauter Freude springt er mir auch gleich entgegen. Einer seiner vier Füsse landet schmerzhaft auf meinem Fuss. Vor seinem Hinterteil kann ich mich glücklicherweise schnell genug in Sicherheit bringen.
Matteus liegt vor mir auf dem Boden und zwischen seinen wild verstreuten Teilen finde ich die Anleitung. Ich gucke sie mir an und befinde mich in der opptimistischen Ich-kann-es-aufbauen-Phase.
Da meldet sich auch schon meine Mutter von hinten. "Hast du die richtigen Teile? Davon gibt es vier, die sind aber nicht ganz gleich... Dieses Teil hat mehr Löcher als dieses..."
Ich guck es mir also genauer an und bin mir sicher, dass ich dir richtigen habe.
"Aber wenn das da hin kommt, dann sind die Löcher doch am falschen Ort." Nochmal guck ich nach und eine Diskussion über die genauen Standorte der Teile entfacht.
Als wir uns endlich einigen kann ich mit dem Aufbau anfangen, während meine Mutter Schräubchen in die Schubade dreht.
Als nächstes ist die Schienen für die Schublade an der Reihe. In der Anleitung ist eine ganz klare Abbildung zu sehen, die ich natürlich befolgen will. Doch da fällt mir auf, dass eine Schiene am linken Standbein befestigt werden soll und die andere am Rechten. Da stimmt doch was nicht! Zwischen den beiden Beinen, die sich 140cm auseinander befinden, liegen zwei weitere Beine ganz ohne Schienen. Soll die Schublade etwa zwischen den Beinen fliegen?
Ich bin genervt und montiere eine Schiene wieder ab, um sie an einem Zwischenbein zu befestigen. Meine Mutter reicht mir das Werkzeug, als wäre ich ein Arzt im OP, einzig das Schweisstuch fehlt, mit dem sie mir die Stirn abtupft. Jetzt hat die Schublade zwar zwischen den Schienen platz, doch ich befinde mich in einer Ich-krieg-einen-Anfall-Phase.
Gleich darauf drehe ich Schrauben in den Matteusboden, von dem es zwei gibt. Meine Mutter schraubt den anderen fest. Die Schrauben erweisen sich als äusserst wiederspenstig und lassen sich nur mit Mühe in das Holz drehen. Es funktioniert, doch meine Finger hassen mich für diese Aktion. Meiner Mutter wollen die Schrauben partout nicht gehhorchen und springen immer wieder aus ihren Löchern. Nun ist meine Mutter in der Ich-krieg-einen-Anfall-Phase angelangt und holt männliche Verstärkung. Doch auch mein Bruder kann die Schrauben nicht bändigen und so versuche ich mein Glück.

Und schwups, Matteus steht nach ca. einer Stunde auf seinen vier Beinen und ich schwelge in der Ich-kanns-eben-Alleine-Phase. Danke IKEA!

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